eine eindrucksvolle Herbstwanderung
zur ältesten Alm Österreichs

Podcastfolge: die Jagdhausalm

„Klein Tibet“ von Osttirol

In dieser Folge nehme ich dich mit in das Defereggental zu der Jagdhausalm, ein neues „Lieblingsplatzl“ das mich fasziniert hat.

Lass dich von mir zu einer schönen Herbstwanderung inspirieren, denn ich habe mich auf Anhieb in dieses Landschaftsbild verliebt – glaubt mir es ist in echt noch viel schöner als auf den Fotos. Die Idee dazu kam mir zwar spontan aber das Ziel ist schon seit langem auf meiner To-Do-Liste: die Jagdhausalm – auch Klein Tibet von Osttirol genannt. 

Diesmal war ich in Begleitung von Marko einem Stammgast vom Hotel Waldruhe in Kartitsch – einem ehemaligen Arbeitsplatz von mir, unterwegs.

DAS DEFEREGGENTAL

Es geht in das Defereggental, einem unberührten Hochgebirgstal inmitten des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol. Hier trifft man auf traditionelle Bauernhäuser gepaart mit der Unberührtheit der Natur – authentisch und echt so wie ich es mag. Umrahmt wird das Tal vom Deferegger Gebirge, der Rieserfernergruppe, der Lasörlinggruppe und der Schobergruppe. Das Defereggental ist grad zur Herbstzeit ein besonderer Traum, denn es überrascht mit Farben, Düften und goldenem Sonnenlicht. 

DIE WANDERUNG

Unser Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Gasthaus Oberhaus 1.840 m, dafür zweigt man nach der Ortschaft St. Jakob im Defereggen ins Schwarzachtal ab. Bereits am Start von unserer Tour war ich schon sehr beeindruckt von der Herbststimmung hier – ich wusste das wird ein gewaltig schöner Tag. Es führt der Wanderpfad #111 links vom Parkplatz über eine Brücke, darunter die Schwarzach – nach ihr ist das Tal benannt. 

Früh morgens ist die Wandertour ein echtes Erlebnis für die Sinne, das Rauschen vom Bach, der aufsteigende Geruch vom Zirbenwald und die vielen Wolken die noch in den Bergen hängen. Wenn ich doch den Geruch einfangen könnte um ihn mit euch zu teilen – denn man kann das heilende Klima hier sprichwörtlich aufatmen. Ich bin überwältigt von so vielen Eindrücken, dass ich kaum weiterkomme, denn die Herbstfarben von gelb, orange und sattem Rot lassen mein Herz für die Photographie höher schlagen.

OBERHAUSER ZIRBENWALD

Wir befinden uns hier im Oberhauser Zirbenwald, er ist außerdem der größte in sich geschlossene Zirbenwald der Ostalpen – somit einzigartig und vielfältig zugleich. Die Zirbe kann sogar 1.000 Jahre alt werden, die Bäume mit einer Höhe von 10m sind bereits an die 100 Jahre alt. Durch ihr hartes, widerstandsfähiges Holz hat sie sich über die Jahre an ihre Standortverhältnisse gut angepasst und kann sogar Temperaturen von bis zu -40 °C standhalten. Die Lärche erträgt den Temperaturstress während der Wintermonate auf eine andere Art und Weise – sie wirft als einziger Nadelbaum ihre Nadeln ab um im Frühjahr wieder neue zu bilden. Sie erreicht eine Höhe von 50 m und hat eine Lebenserwartung von 500 Jahren.

Wer von euch jetzt auf den Zirbengeschmack gekommen ist, dem empfehle ich das Erlebnis Zirbe, eine Nationalpark Ausstellung im Handlhaus in St. Jakob im Defereggen.

Es führt uns der Wandersteig bei der zweiten Brücke auf eine breite Schotterstraße, hier merkt man dass die Tour eine sehr beliebte MTB- Strecke ist – wobei an dem Tag mehr E-Bikes als Wanderer unterwegs waren. Nach ca. 30 Minunten sind wir oberhalb der Baumgrenze angelangt und erreichen die Seebachalmen auf 1.890 m. 

Von den Seebachalmen, die nicht bewirtschaftet sind führt uns der Weg weiter steil aufwärts an einer einzigartigen 200 m langen Trockensteinmauer vorbei. Die Mauer ist wirklich imposant und ich glaubte schon sie müsse über Jahrhunderte alt sein – doch sie ist Teil eines zukunftsweisenden Projekts namens „Nationalparkzertifikat für Almen“ bei der die Jagdhausalm die erste „Pilotalm“ ist. 

Weiter führt der Weg nochmal kurz steil hinab, dabei hat mein einen tollen Blick auf den Arvenbach, der sich wie in einem Canyon seinen Weg bahnt und dann kurzerhand später in die Schwarzach mündet. Es führt eine Brücke über den Bach und jetzt ist man schon inmitten des historischen Almdorfs auf 2.009 m angelangt.

DIE JAGDHAUSALM – 2.009 m

Der Name Jagdhausalm stammt aus dem Jahre 1130 als die Burgherren von Taufers ihr Jagdrevier ausdehnten und die ersten Unterkünfte bauten. Dabei ist zu erwähnen das das Defereggental einst von Taufers und Antholz besiedelt worden ist –  Grenzen gab es ja zu dieser Zeit keine. Im Jahr 1212 wurden bereits 6 Schweighöfe in diesem Gebiet urkundlich erwähnt und sie gehört somit zu den ältesten Almen Österreichs. Das historisch wertvolle Almensemble besteht aus 16 Almhütten und der Maria-Hilf-Kapelle – allesamt stehen unter Denkmalschutz.

Auf Grund ihrer Erscheinung wird die Jagdhausalm auch häufig auch als „Klein Tibet“ bezeichnet. 2007 wurde die Jagdhausalm von den Lesern der Kleinen Zeitung in Anlehnung an die „Neuen Weltwunder“ zum größten Weltwunder Kärntens und Osttirols gewählt.

„SCHWAIGE“

Der Begriff „Schwaige“ ist im 12. Jahrhundert im alpinen Raum entstanden. Es war eine Dauersiedlungsform, denn früher im Mittelalter waren die Winter hier noch viel milder. Diese Schweigen wurden meist als Lehen, von den Landesherren vergeben. Die Senner wurden „Schweiger“ genannt und waren für die Nutzung zu Abgaben verpflichtet. Meist waren es Vertriebene aus den Dörfern die auf Wanderschaft gingen.

Im 15. Jahrhundert verschwanden die Schwaighöfe allmählich wieder und wichen den „Alben“ – die heutigen Almwirtschaften. Der heutige Besitz wurde von 15 Südtiroler Familien über die Jahrhunderte vererbt und ab und zu wurden die Almen hin und her gehandelt. Seit 2010 wird die Jagdhausalm von Anton und Gabi Mittermair vom Luggishof in Kematen bei Sand in Taufers bewirtschaftet.

DIE MARIA-HILF-KAPELLE

Die Almkapelle erkennt man auf den ersten Blick gar nicht, bei genauerem Hinschauen sieht man dass sie an ein Nebengebäude dran gebaut ist. Im Inneren der Kapelle befindet sich ein Altar aus dem Jahr 1841 zeigt die Jagdhausalmen mit einem darüber schwebenden Marienbild, die Figuren der Viehheiligen Silvester und Nikolaus sollen die Almwirtschaft beschützen, dazu wird einmal im Sommer Messe gehalten.

Der aus Mühlen in Taufers stammende Weihbischof Heinrich Forer dichtete zu Ehren der Alm das bekannte „Jagdhauslied“ sowie ein 130 Strophen umfassendes „Jagdhausgedicht“. Früher war das Leben hier genau strukturiert: Es war Frauen verboten über Nacht zu bleiben um für Zucht und Ordnung zu sorgen.

DAS PFAUENAUGE

Ein Highlight in der Region versteckt sich etwas oberhalb der Almen, das sogenannte Pfauenauge: ein kleiner, kreisrunder See hinter einem Moränenwall. Wenn der Himmel wolkenlos ist dann leuchtet das Pfauenauge blau. Die Ränder dieses Sees sind von Hochlandschilf gesäumt, wobei man sich jedoch nicht erklären kann wie das Schilf hierher gekommen ist. Das Pfauenauge wird von den Einheimischen auch „Milchler Seabl“ genannt: „Milchler“ ist der Hang und „Seabl“ ist der See.

Wir machten uns entlang am Arvenbach taleinwärts wieder auf den Rückweg #111, somit konnten wir die Jagdhausalm nochmals von der gegenüberliegenden Seite betrachten und gut fotografieren. Der Blick hier oben lässt einen nochmals staunen, welch ein idyllischer Platz – dazu lädt eine Bank zum verweilen ein.

Auf dem Rückweg erwarteten uns zahlreiche Kälber die schon sehr hungrig waren, denn es war schon Sonnenuntergang. Dabei möchte ich euch ans Herz legen, falls ihr mit eurem Hund unterwegs seid, haltet ihn an der Leine mit genügend Abstand zur Herde oder nehmt notfalls  einen anderen Weg. Solche Situationen mit Weidevieh sind wirklich nicht zu unterschätzen.

WILDTIERBEOBACHTUNGSTURM

Auf unserem Rückweg zum Ausgangspunkt machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Wildtierbeobachtungsturm. Dieser befindet sich am Rande des Naturwaldreservats Oberhauser Zirbenwald. Der 22 m hohe Turm wurde 2019 als Mischkonstruktion aus Stahl und Holz errichtet und ist leicht verdreht und schwankt ein bisschen. Sobald man die 67 Stufen bewältigt hat wird man mit einem atemberaubenden Blick über die Baumkronen belohnt. Zudem hat man auch die Möglichkeit verschiedene Wildtiere wie Rotwild, Gämsen oder Rehe in freier Wildbahn zu beobachten. 

  • WANDERWEG: #111

  • DAUER: 4 h insgesamt

  • STRECKE: 13 km insgesamt

  • AUFSTIEG: 360Höhenmeter

  • ZIELGRUPPE: Familien, Wanderfreunde, Hobbyfotografen, MTB

 

Mit öffentlichen Verkehrsmittel: Buslinie 953 Haltestelle St. Jakob im Defereggental Erlsbach

„Ich habe mich sehr verliebt in diese Wandertour und kann es schon kaum erwarten im Juni die Almrosenblüte dort zu erleben. Die warmen Herbstfarben haben mein Wanderherz höher schlagen lassen, denn solche Touren liebe ich besonders.

Von einem schönen Landschaftsbild, einer atemberaubenden Bergwelt und einer jahrhundertealten Bauweise ist alles dabei.“

Was hat dir an der Wanderung am besten gefallen? Du hast eine Frage zu der Tour oder an mich? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen – ich freue mich von dir zu hören

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Kommentare

  • LEONHARD
    22. Oktober 2021

    Super,war vor 3jahre ,ich bin ein Berg mensch,bin in der Natur AUFGEWACHSEN

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