der beliebteste und bekannteste Weit­wanderweg meiner Heimat Südtirol

Podcastfolge: der „Keschtnweg“ von Neustift nach Feldthurns 

Zur „Törggelezeit“ geht es auf den „Keschtnweg“ in meiner Heimat Brixen. Die einfache Wanderung verläuft an den östlichen Ausläufern der Sarntaler Alpen, hoch über die Mittelgebirgsterassen des Eisacktals entlang. Durch bunt gefärbte Weinberge, gold-gelb leuchtenden Kastanienhaine, kleine Weiler, schmucken Bauernhöfen und einzigartigen Kulturdenkmälern. 

Passend zum Herbstbeginn erzähle ich dir in meiner heutigen Podcastfolge über einen der beliebtesten und sicherlich auch bekanntesten Weit­wanderwege meiner Heimat Südtirol. Es handelt sich dabei um den sogenannten „Keschtnweg“, so wie der Kastanienweg im Eisacktal auch genannt wird. Bereits in meiner Kindheit habe ich diesen einfachen Wanderweg mit meiner Familie direkt von unserer Haustür weck unternommen, den eine Etappe führt an meiner Heimatstadt Brixen vorbei. Die anderen Etappen kenne ich noch aus meiner Schulzeit, da wir diese anlässlich des Herbst- oder Maiausflug unternommen haben. Nach all der langen Zeit, sind sie mir noch in guter Erinnerung geblieben.

DER „KESCHTNWEG“

Der Kastanienweg führt über sattgrünen Wiesen, durch imposante Kastanienhaine und farbenfrohen Mischwäldern über die Hänge des Eisacktals vom Kloster Neustift nahe Brixen aus über Klausen nach Bozen. Die Gesamtstrecke des entspannenden Wanderwegs beträgt ursprünglich 62 Kilometer, 2021 ist er auf 90 km Länge ausgedehnt worden: Die Etappe vom Schloss Runkelstein über die Bozner Weinhänge bis nach Terlan und Vilpian ist nun ebenfalls dabei.

Er erinnert daran, dass diese Gegend seit Menschengedenken besiedelt ist und der Weg früher eine wichtige Verbindung darstellte, als die Niederung des Eisacktales überschwemmt und sumpfig war.

Als Weitwanderweg verläuft auf einer Höhe von 500 bis 900 m und wird als Mehrtagestour in mehreren Etappen unterteilt, natürlich kannst du auch einzelne Streckenabschnitte als Tagestour machen. Der Wanderweg ist durchgehend gut beschildert und vor allem zur goldenen Herbstzeit äußerst beliebt unter Genusswanderern, denn er eignet sich perfekt zum Abschalten. Genießen und aktiv sein – ein Versprechen, welches der Eisacktaler Keschtnweg an sonnigen Herbsttagen auf jeden Fall einlösen kann. Seine abwechslungsreiche, wunderbare Landschaft mit Sicht auf die Dolomiten lässt Wanderherzen höher schlagen.

NEUSTIFT

Unser Ausgangspunkt für die heutige Wanderung ist Neustift, eine Fraktion der Gemeinde Vahrn nördlich der Bischofsstadt Brixen. Genauer gesagt starten wir direkt beim kostenlosen Parkplatz am Kloster Neustift auf 594 m.

Das Augustiner Chorherrenstift ist eines der ältesten und bedeutendsten Klöster im gesamten Tiroler Raum. Seine Gründung geht auf das 12. Jahrhundert und Hartmann von Brixen, damals Bischof von Brixen, zurück. Immer noch leben Augustinermönche im Kloster, zudem sind hier eine Stiftskellerei, ein Bildungshaus und ein Schülerheim untergebracht. Berühmt ist die barocke Stiftskirche Unserer Lieben Frau, mit ihren wunderschönen Fresken. Daran schließen der Kreuzgang sowie der historische Stiftsgarten an.

WANDERUNG

Gleich zu Beginn unserer Wanderung folgen wir den hölzernen Wegweisern mit der Inschrift „Keschtnweg“ gut erkennbar an dem Symbol der Kastanie. Es geht rechterhand an der Bushaltestelle beim Kloster Neustift vorbei, wir überqueren die Eisackbrücke und biegen rechts in Richtung Punterhof. Am linken Rand der Felder des Punterhofes beginnt ein kleinerer Anstieg, der zum Punterbühel, einem kleinen Sattel mit Bildstock und Rastbank führt. Auf einer Infotafel kann man gut die Ton-Lehmablagerungen der letzten Eiszeit betrachten.

Von hier hat man zum ersten Mal einen sagenhaften Blick auf das Kloster Neustift, meine Heimatstadt Brixen und der Hausberg, die Plose. Ich habe hier ein tolles Bild mit Blick durch das gefärbte Weinlaub und die Weinberge rund um Neustift gemacht.

Es geht nun links weiter, über einen leichten Anstieg durch den Wald und queren dann in südlicher Richtung die Felder bis man den Ehrenreicher Hof am Golser Bühel erreicht. Wir folgen dem leichtem Gefälle der Straße etwas hinunter, bis wir rechts auf einen schmalen Steig abbiegen, der uns über die Brücke führt, auf der wir die Brennerstraße überqueren.

Kurz darauf folgen wir einem Feldweg, der in westliche Richtung zum Siedlungsbereich von Vahrn bis zum Spilucker Bach führt. Nun wandert man, leicht ansteigend über den “Carl-Told-Weg” zu einer Siedlung im Vahrner Kastanienhain auf 678 m und erreicht nach der dritten Brücke links die Schalderer Straße. Nun machen wir einen kleinen Abstecher zur Kneipp-Wassertretanlage Vahrn, falls du den Kastanienweg in umgekehrter Richtung machst, empfehle ich dir eine kleine Pause um deine Füße nach der langen Wanderung hier zu erfrischen. Über den „Carl-Told-Weg“ geht es weiter abwährts Vahrner Kirchhügel. Hier gehts noch einmal ein Stück bergab, vorbei an einem wunderschönen Garten voller rot blühenden Dahlien in Richtung des Buschenschanks Hubenbauer, hier kannst du den ersten Einkehrschwung am Keschtnweg machen.

PFARRKIRCHE ST. GEORG

Nebenan zieht die Pfarrkirche St. Georg mit ihrer prachtvollen Erscheinung jeden Blick auf sich.

Im Jahr 1325 wurde die barocke Kirche erstmals urkundlich erwähnt und war lange Zeit ein beliebter Wallfahrtsort. Das Fresko zur Krönung Mariens von Meister Leonhard von Brixen ist einen Blick wert.

Weiter folgen wir südlich der Salerner Straße, bis wir am am Ortsende von Vahrn den Waldrand erreichen. Bei der ersten Kehre geht es nun links auf einem breiten Forstweg weiter, in mehreren Ab- und Anstiegen an den Feldern des Neuhäusler-Hofes vorbei. Nach circa 1,5 Stunden machen wir hier am Blosegger Kreuz zum ersten Mal eine längere Rast, nicht weit von hier entfernt liegt auch mein Elternhaus. Deshalb freue ich mich nun auf den Abschnitt der vor mir liegt, ich kenne ihn nur allzu gut.

BURGERHOF

Es folgt ein steiler Anstieg über den Burgerweg, nach einer halber Stunde haben wir den Burgerhof auf 750 m erreicht. Er trohnt auf einer Gletscherterasse über Brixen und ist im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt worden.

Seit 1843 ist der Burgerhof im Besitz der Familie Meßner und wird von 1983 an biologisch bewirtschaftet. Johannes und Katrin leben bereits in der fünften Generation auf dem Burgerhof und betreiben neben dem Bauernhof, leidenschaftlichen Weinbau und machen das Törggelen in ihrem Buschenschank zu einem etwas anderen Erlebnis. Neben dem gemütlichen Einkehrschwung wird man hier mit einem grandiosem Panorama über den Brixner Talkessel, auf den Hausberg die Plose, sowie den Pfunderer- und Zillertaler Alpen verwöhnt.

TÖRGGELEN

Nicht ohne Grund ist das weit bekannte und beliebte „Törggelen“ ein wahres Kulturgut meiner Heimat. Wenn im Herbst im restlichen Teil von Südtirol Ruhe einkehrt, so beginnt im Eisacktal die fünfte Jahreszeit. Dort wo Kastanien und Wein wachsen öffnen von Anfang Oktober bis Ende November zahlreiche „Buschenschänke“ so werden die traditionellen Gasthäuser genannt und laden für einen Einkehrschwung in ihren gemütlichen Bauernstuben ein. Die Wirte servieren hausgemachte Südtiroler Spezialtitäten wie Gerstesuppe, Schlutzkrapfen, Knödel, Erdäpfelblattln, Surfleisch, Rippelen, Hauswürste mit Sauerkraut, am Ende brauchts noch ein bisschen Platz für die süßen Krapfen und die gebratenen „Keschtn“. Dazu wird der „Siaße“: ein neuer, noch süßer Wein der bei der Gärung gestoppt und in Flaschen abgefüllt wurde, serviert.

Einst traf man sich an den letzten warmen Herbsttagen nach eingebrachter Ernte, mit den Nachbarn zur Weinverkostung im unfreundlichen, muffigen Keller. Schon bald wurde das lustige Beisammensein in die gemütlichen Bauernstuben und so nahm das schwierige Probiergeschäft seinen Lauf und ging mit fortschreitender Stunde mit Sicherheit leichter von Statten.

Der Begriff Törggelen bezieht sich auf die „Torggl“, die hölzerne Weinpresse und aus dem lat. torquere und bedeutet Wein pressen.

Zum traditionellen Törggelen gehören nicht nur guter Wein und traditionelle Gerichte, nein! Zum Törggelen gehört auch eine gemütliche Wanderung durch die vielseitige und deshalb äußerst interessante Kulturlandschaft des Eisacktales, vorbei an bunten Weingärten, urigen Höfen, malerische Dörfer und uralten Kastanienhainen und Mischwäldern. Wir sagen ja giamo Törggelen, weil es heißt ja Törggelen gian und nicht fahren.

VILLSCHEIDERHOF

Der Keschtnweg führt uns nun am Burger Bühel vorbei und verläuft weiter über die bewaldeten Gräben, getrennten Wiesenterrassen des Oberebner- und Eder-Hofes bis zum Villscheider-Hof auf 715 m. Der Villscheiderhof wird von der Familie Hilpold geführt und bietet neben dem klassischen „Törggelen“ auch Weinverkostungen mit Kellerführung an. Hier werden wir von einer jungen Hannoversche Bracke begrüßt, meine Weimaranerhündin Aska ist hellauf begeistert, doch wir müssen weiterwandern um unser Ziel zu erreichen, da das heutige Bergwetter leider sehr bewölkt ist.

Es geht nochmal 5 Minuten den Wanderpfad hinab, bis ich die Straße erreiche. Hier am Ende meiner Wanderung komme ich an 3 Haflingern und einem Pony vorbei. Diese eigneten sich bestens als Fotomotiv in einer schön verschneiten Landschaft.

STERNLAN SCHAUN

Ein kleiner Tipp noch zum Abschluss: Jeden Donnerstag Abend vom 30. Dezember bis zum 03. März kann man hier in der Naturparkregion Weissensee magische Momente erleben. Von 16 bis 19 Uhr wird die Seewiese in ein oranges Licht getaucht, was von hoch oben ein richtig toller Anblick  ist. Oben angelangt wird man bei der Naggler Alm mit Kärtner Frigga (ein traditionelles Gericht aus Eiern und Speck) verwöhnt und kann den Abend schön romantisch unter dem Sternenhimmel passend zur Vollmond- oder Neumondwanderung ausklingen lassen.

  • WANDERWEG: Naggl Trail

  • DAUER: 3 h

  • STRECKE: 7,7 km

  • AUFSTIEG: 400 Höhenmeter

  • ZIELGRUPPE: sportliche Winterwanderer, Schneeschuhwanderer & Skitourengeher

Mit öffentlichem Verkehrsmittel: Naturparkbus 
Haltestelle Hotel Nagglerhof

Die sportliche Winterwanderung  ist ein echter Geheimtipp, denn ich bin unterwegs niemandem begegnet.
Es ist eine abwechslungsreiche Tour vorbei an sanften, schneebedeckten Hängen
durch ein anspruchsvolles Waldstück hoch bis zum tollen Ausblick über den Weissensee.
Am Ende der Tour empfehle ich einen Einkehrschwung in der Naggler Alm, bei der man auf den Sonnenstühlen
so richtig die Seele baumeln lassen kann. Das fällt mir bei der tollen Bergkulisse nicht allzu schwer.

Was hat dir an der Wanderung am besten gefallen? Du hast eine Frage zu der Tour oder an mich? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen – ich freue mich von dir zu hören

Du möchtest mehr WINTERWANDERUNGEN unternehmen? Hör rein in die anderen Folgen und lass dich von der weißen Landschaft verzaubern….

a Gitsch in Kartitsch - Villnöss

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Kommentare

  • Krissie
    2. Februar 2023

    Hier ist auch etwas schiefgegangen: die Fotos stammen vom Weissensee. Der letzte Absatz und die Beschreibung der Wanderung ganz unten auch. Nur der Text am Anfang handelt vom Keschtnweg. copy & Paste-Fehler?

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